Gibb River Road / Mitchell Falls

Nach dem erholsamen Aufenthalt in Broome stand als nächstes ein bisschen Abenteuer auf dem Programm: der Gibb River Road. Der „Gibb“ führt 665 km durch die Kimberleys und ist die kürzeste Ost-West-Verbindung von Derby nach Wyndham bzw. Kununurra (die Alternativstrecke auf dem Great Northern Highway beträgt ca. 900 km). Die Strecke dient als Viehroute; früher wurden die Rinderherden von berittenen Farmarbeitern von den anliegenden Stations zu den Häfen von Derby und Wyndham getrieben, heute erledigen dies Road Trains. Der Gibb River Road ist größtenteils unbefestigte Straße; nur am Anfang und Ende sind längere Abschnitte asphaltiert, der Rest wechselt immer wieder zwischen Schotterweg und Sandpiste. Der Zustand der unbefestigten Strecke schwankt zwischen gut bis ziemlich schlecht, wobei der größte Teil Richtung schlecht geht. Jedes Fahrzeug zieht eine riesige Staubfahne hinter sich her…überholen ist so (fast) unmöglich und bei Gegenverkehr sieht man kurze Zeit nur Staub. Aus diesem Grunde habe ich auch nur sehr selten angehalten und Fotos gemacht…zu gefährlich für mich und meine Kamera. Teil des Gibb River Roads sind zahlreiche Floodways und einige Flußüberquerungen, weshalb er nur in der Trockenzeit zwischen April und November befahren werden sollte, wenn die Wasserstände niedrig sind. Auf jeden Fall wird ein 4WD mit hoher Bodenfreiheit empfohlen.

Vor dem Start auf dem Gibb River Road legte ich noch einen Zwischenstop in Derby an. Aus Erfahrung weiss ich, dass das Fahren auf unbefestigten Straßen sehr anstrengend sein kann und hatte deshalb vergleichsweise kurze Tagesetappen auf dem Gibb geplant.

Das erste Ziel war der Windjana Gorge National Park, der 20 km südlich des Gibb liegt und damit insgesamt 144 km von Derby entfernt ist. Die Windjana Gorge ist eine 3,5 km lange Schlucht, die von bis zu 100 m hohen Felswänden begrenzt wird und Überbleibsel eines alten Riffs ist.

Der Zutritt zur Schlucht erfolgt über eine enge Felsspalte. Innerhalb der Schlucht gibt es eine Oase mit vielfältiger Tier- und Pflanzenwelt. Bekannt ist die Windjana Gorge vor allem für die vielen hier ansässigen Australien-Krokodile (freshwater crocodiles oder auch freshy). Diese werden zwar nur bis 3 m lang, sollten aber trotzdem respektvoll behandelt werden.

Nach einer Nacht auf dem Campingplatz an der Windjana Gorge ging es weiter Richtung Osten. Tagesziel war der Campingplatz Silent Grove, der 134 km von der Windjana Gorge entfernt liegt und eine Durchquerung des Leonard Creek beinhaltet. Der Wasserstand gab keinen Anlass zur Sorge und mir machen die Bach-/Flussdurchfahrten richtig Spaß. Von Silent Grove führt eine 10 km lange Strecke zu Bell Gorge. Nach einem kurzen Wanderweg erreicht man dort einen schönen Wasserfall und kann unterhalb auch schwimmen gehen.

91 km von Silent Grove entfernt liegt die Galans Gorge. Eine wirkliche Schlucht ist es nicht, aber der Parkplatz liegt direkt am Gibb River Road und nach einem kurzen Fussmarsch erreicht man einen schönen kleinen See mit Wasserfall.

14 km weiter liegt das Mt. Barnett Roadhouse, bei dem die Genehmigung für den Besuch der Manning Gorge kaufen kann; die 7 km lange Zufahrt startet direkt beim Roadhouse. Am Ende der Strecke befindet sich ein Campingplatz und dort startet ein Wanderweg zur Schlucht. Als erstes muss man aber den Manning River überqueren, entweder schwimmend oder per kleinem Fährboot.

Der bei Temperaturen von ca. 30 Grad doch anstrengende Weg führt schließlich zu einem großen Wasserfall mit Bademöglichkeit. Übernachtet habe ich nicht auf dem Campingplatz, sondern bin noch 68 km zur Mount Elisabeth Station weitergefahren. Einige Stations am Gibb River Road bieten Übernachtungsmöglichkeiten und haben auch Touren/Aktivitäten im Angebot.

Als nächster Halt war die Drysdale River Station geplant. Dieses liegt 59 km nördlich des Gibb River Roads am Kalumburu Road; der Abzweig liegt 100 km von der Mount Elisabeth Station entfernt. Der Kalumburu Road war in schlechterem Zustand als der Gibb River Road und bestand zum großen Teil aus Wellblechpiste der übleren Sorte. Da es erst gegen 10 Uhr morgens war, verwarf ich die geplante Übernachtung bei der Drysdale River Station und gönnte mir das Vergnügen noch weiterer 100 km auf dem Kalumburu Road. Hier nahm ich den Abzweig auf den Warrender Road und das Vergnügen wurde noch größer, denn der Wartender Road wird nur einmal im Jahr in Stand gesetzt und ist als „unmaintained road“ ausgeschildert.

Nach 8 km Stand die Durchquerung des King Edward River an, die problemlos verlief. Die Fahrt von der Drysdale River Station hat ca. 2 Stunden gedauert, für die restlichen 80 km bis zum Campingplatz im Mitchell River National Park benötigte ich noch einmal knapp 3 Stunden. Die an diesem Tag zurückgelegte Strecke mit teilweise extrem schlechten Straßenverhältnissen belief sich somit auf ca. 350 km…soviel zum Thema kurze Tagesetappen 🙂 . Auf dem Mitchell Plateau herrschten tropische Verhältnisse, d.h. es war sehr warm mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Der Lohn für die ganzen Anstrengungen sollte dann am nächsten Tag folgen. Vom Campingplatz führt ein ca. 4 km langer Wanderweg zu den Mitchell Falls. Kurz nach dem Start kommt man an den Little Mertens Falls vorbei.

In dem Pool unterhalb der Fälle kann man schwimmen gehen. Außerdem befinden sich hier einige Aborigine-Zeichnungen.

Der Weg führt weiter zu den Big Merten Falls, die sich in eine enge Schlucht ergießen.

Schlussendlich gelangt man ans Ziel, die Mitchell Falls. Die Fahrt hierher war körperlich und mental sehr anstrengend, aber der Anblick des Wasserfalls war es einfach wert. Schließlich sind es doch die schwierigen Dinge bzw. die Dinge, die man überwunden hat, die eine Reise ausmachen und so etwas wie die Mitchell Falls zu etwas besonderem machen.

Um noch die Möglichkeit zu haben, die Wasserfälle aus einer anderen Perspektive zu sehen, nutze ich eines der Helikopter-Taxis für den Weg zurück zum Campingplatz. Der Flugbetrieb während des Tages war schon enorm und sicherlich ist es kein billiges Vergnügen.

Da ich neben dem Piloten sitzen durfte/musste, war es mit dem Fotografieren etwas schwieriger. Hat aber einigermaßen funktioniert.

Nach insgesamt 2 Übernachtungen auf dem Campingplatz bei den Mitchell Falls ging es dann zurück zur Drysdale River Station, diesmal aber für eine Übernachtung. Anschließend führte der Weg zurück zum Gibb River Road und weiter bis zur Home Valley Station, wo ich meine letzte Nacht auf dem Gibb River Road verbrachte. Die Tagesstrecke betrug ca. 240 km. Auf der Home Valley Station nutze ich den Nachmittag, trotz Temperaturen von 33 Grad (man bedenke, dass hier gerade Winter ist), für eine der angebotenen Wanderstrecken, der Bindoola Gorge Lookout Trail.

Die verbliebene Strecke auf dem Gibb River Road betrug noch 66 km, wovon die letzten 33 km schon asphaltiert sind. Hinzu kamen dann noch ca. 53 km bis Kununurra, wo ich 2 Übernachtungen eingeplant habe, bevor es weiter geht. Auf dem letzten Teilstück des Gibb stand noch die Überquerung des größten Flusses an, des Pentecost River, dessen Wasserstand von den Gezeiten beeinflusst wird.

Die Fahrt über den Gibb River Road hat sich definitiv gelohnt. Mit dem Abstecher zu den Mitchell Falls sind dabei über 1000 km Offroad-Strecke zusammengekommen. Es war physisch, vor allem aber auch psychisch, sehr anstrengend, denn es ist jederzeit höchste Konzentration erforderlich und die Wellblechpisten sind extrem zermürbend. Gottseidank hat der Camper es gut überstanden…er braucht nur eine neue Windschutzscheibe, da ich 2 heftige Steinschläge abbekommen habe. Das Einzige, was mich überrascht und etwas gestört hat: auf dem Gibb River Road war mehr los als auf dem Highway und auch die Campingplätze waren voll. Hier macht sich bemerkbar, dass der Gibb intensiv als das letzte große Outback-Abenteuer vermarktet wird.


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